Forschungspreise des Landes Steiermark
DIE PREISE
Um hervorragenden Leistungen auf allen Gebieten der Forschung sichtbare Anerkennung zu verschaffen und sowohl etablierte als auch junge steirische Wissenschafterinnen/Wissenschafter im verstärkten Maße zu wissenschaftlichen Leistungen anzuregen, wurden die „Forschungspreise des Landes Steiermark" (Erzherzog-Johann-Forschungspreis, Forschungspreis und Förderungspreis) geschaffen.
Erzherzog-Johann-Forschungspreis des Landes Steiermark
Der Preis wird seit 1959 anlässlich des damaligen Gedenkens an den 100. Todestag Erzherzogs Johann von Österreich von der Steiermärkischen Landesregierung als Anerkennung und Würdigung für Arbeiten verliehen. Durch den Erzherzog-Johann-Forschungspreis werden hervorragende Leistungen in allen Wissenschaftsdisziplinen, die die politische, geisteswissenschaftliche und technologische Gesellschaftsentwicklung der Steiermark fördern und im Sinne des joanneischen Gedankens voranbringen, ausgezeichnet.
Forschungspreis für Wissenschaft und Forschung des Landes Steiermark
Durch den Forschungspreis werden hervorragende Leistungen auf allen Gebieten der wissenschaftlichen Forschung ausgezeichnet. Der Forschungspreis wird als Hauptpreis an anerkannte Wissenschafterinnen und anerkannte Wissenschafter verliehen.
Förderungspreis für Wissenschaft und Forschung des Landes Steiermark
Durch den Förderungspreis sollen hervorragende Leistungen auf allen Gebieten der wissenschaftlichen Forschung ausgezeichnet werden. Der Förderungspreis wird an eine jüngere Wissenschafterin/einen jüngeren Wissenschafter, mit zwei bis maximal zehn Jahren Forschungserfahrung nach Abschluss des Doktorats/PhD degrees oder die/der zum Zeitpunkt der Bewerbung (Stichtag ist der 22. April 2024) ein Alter von 39 Jahren nicht überschritten hat, verliehen.
VORAUSSETZUNGEN
- Bewerberinnen und Bewerber um einen der „Forschungspreise des Landes Steiermark" (Erzherzog-Johann-Forschungspreis, Forschungspreis oder Förderungspreis) müssen die österreichische oder eine EU-Staatsbürgerschaft besitzen und eines der folgenden Kriterien erfüllen: im Land Steiermark geboren sein oder dort ihren ordentlichen Wohnsitz (Haupt- oder Nebenwohnsitz) oder ein Anstellungsverhältnis zu einer steirischen Hochschule oder einer außeruniversitären Forschungseinrichtung haben. Staatsbürgerinnen/Staatsbürger aus EWR-Staaten und der Schweiz sind österreichischen Staatsbürgerinnen/Staatsbürgern gleichgestellt.
- Bewerberinnen und Bewerber können auch von Dritten vorgeschlagen werden.
- Für Arbeiten, die bereits mit einem Preis ausgezeichnet wurden und/oder zeitgleich bei einem anderen Bewerb eingereicht werden, erfolgt keine Preiszuerkennung.
- Die Bewerberinnen und Bewerber müssen in der wissenschaftlichen Forschung tätig gewesen sein und aufgrund ihrer bisherigen Leistungen die Gewähr für weitere Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der eingereichten Arbeiten bieten.
- Für eine Diplomarbeit, eine Masterarbeit, eine Dissertation, eine PhD-Thesis oder ein abgeschlossenes Lebenswerk wird der Preis nicht vergeben.
- Die Wiedereinreichung einer bereits zuvor eingereichten Arbeit für einen der steirischen Forschungspreise ist zulässig.
- Für die Preiszuerkennung in allen drei Kategorien kommt eine herausragende wissenschaftliche Arbeit (Habilitation, wissenschaftliche Publikation, Buch oder Monographie) in Betracht. Die Arbeit soll publiziert sein oder sich zumindest in Druck befinden. Bewerben kann man sich nur mit einer Arbeit - außer, es handelt sich um mehrere Fachaufsätze zu einem Thema.
AUSWAHL
Die Auswahl der Preisträgerin und des Preisträgers erfolgt durch eine Jury, welche vom zuständigen Regierungsmitglied der Steiermärkischen Landesregierung bestellt wurde.
DOTATION
Erzherzog-Johann-Forschungspreis: 12.000,00 Euro
Forschungspreis: 12.000,00 Euro
Förderungspreis: 12.000,00 Euro
EINREICHUNGSVERFAHREN
Bewerbungen um die Forschungspreise des Landes Steiermark 2024 waren im Zeitraum 29. Jänner bis 22. April 2024 per E-Mail an wissenschaft-forschung@stmk.gv.at mittels des aktuellen, vollständig bearbeiteten ANTRAGSFORMULARES samt den beizulegenden Unterlagen einzureichen. Bewerbungen, die außerhalb des Ausschreibungszeitraumes eingereicht wurden, können nicht berücksichtigt werden.
Derzeit sind keine Einreichungen möglich.
DOKUMENTE
AUSSCHREIBUNG 2024 - vollständiger Text [pdf]
STATUT [pdf] - geltend seit 25. Februar 2022
STATUT [pdf] - geltend seit 26. Jänner 2024
KONTAKT
Referat für Wissenschaft und Forschung
Abteilung 12 Wirtschaft, Tourismus, Wissenschaft und Forschung
Zimmerplatzgasse 13, 8010 Graz
POSTANSCHRIFT: Friedrichgasse 13, 8010 Graz
Für die Beantwortung Ihrer Fragen steht Ihnen die zuständige Referentin, Maria Ladler, jederzeit gerne zur Verfügung.
Maria Ladler
maria.ladler@stmk.gv.at
Tel.: 0316/877-2003
DATENSCHUTZ
Allgemeine Informationen
- zu den Ihnen zustehenden Rechten auf Auskunft, Berichtigung, Löschung, Einschränkung der Verarbeitung, Widerruf und Widerspruch sowie auf Datenübertragbarkeit,
- zu dem Ihnen zustehenden Beschwerderecht bei der Österreichischen Datenschutzbehörde und
- zum Verantwortlichen der Verarbeitung und zum Datenschutzbeauftragten
finden Sie auf der Datenschutz-Informationsseite der Steiermärkischen Landesverwaltung ( https://datenschutz.stmk.gv.at).
FORSCHUNGSPREISTRÄGERINNEN und -PREISTRÄGER 2023
Wissenschaftslandesrätin MMag. Barbara Eibinger-Miedl hat am 3. November 2023 vier Persönlichkeiten mit den Forschungspreisen des Landes Steiermark ausgezeichnet. Die Preise sind insgesamt mit 36.000,00 Euro dotiert.
Den ERZHERZOG-JOHANN-FORSCHUNGSPREIS, dotiert mit 12.000,00 Euro, erhält
Mag. Dr. Michaela SCHULLER-JUCKES
vom Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
für die Arbeit:
„Die illuminierten Handschriften der Universitätsbibliothek Graz. 1225-1300"
Die Grazer Universitätsbibliothek ist im Besitz einer überaus reichen und wissenschaftlich bedeutenden Sammlung von mittelalterlichen Handschriften und Fragmenten, die für das steirische Kulturerbe von unschätzbarem Wert sind. Ein wichtiger Teil dieses Bestandes aus der Zeit von ca. 1225 bis 1300 wurde in der vorliegenden Publikation aus kunsthistorischer Perspektive ausgewertet und in seinen historischen und kulturellen Kontext eingebettet. Im Fokus stehen dabei die Internationalität der europäischen Buchkultur des 13. Jahrhunderts sowie die intellektuellen Ambitionen und der weite Horizont der Gelehrten und Kleriker dieser Zeit. Es entsteht ein neues Bild von der kulturellen Blüte, die sich bereits im Mittelalter im östlichen Alpenraum entwickelte und hier sowohl anhand von illuminierten Zimelien als auch von bescheiden ausgestatteten Alltagsbüchern dargestellt wird. Jedem Objekt wird in seiner Einzigartigkeit Gewicht beigemessen: einem üppig bebilderten Psalter aus dem Seckauer Nonnenkonvent oder einer in Kooperation zwischen italienischen und französischen Künstlern reich ausgestatteten Rechtshandschrift ebenso wie einfacheren Gebrauchscodices, zu denen etwa die sehr handlichen, im frühen 13. Jahrhundert im Umfeld der Pariser Universität entwickelten Bibeln im Taschenbuchformat zählen, welche zur Standardausstattung einer mittelalterlichen Klosterbibliothek gehörten. Den Schwerpunkt bilden also die Objekte selbst, die Bild- und Textträger zugleich sind und mit ihren zahlreichen Zusatzinformationen wie Besitzvermerken, Randnotizen, Einbandstempeln, kunstvollen Nähten und unterschiedlich verarbeiteten Pergamentblättern nicht nur für die Kunstgeschichte, sondern auch für andere Disziplinen sowie für ein weites kulturhistorisch interessiertes Publikum wertvolle Quellen unserer Vergangenheit sind.
Den FORSCHUNGSPREIS des Landes Steiermark, dotiert mit 12.000,00 Euro, erhält
Ao. Univ.-Prof. Dr. Ellen L. ZECHNER
vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz
für die Arbeit:
„Enterotoxin tilimycin from gut-resident Klebsiella promotes mutational evolution and antibiotic resistance in mice"
Der Mensch ist Lebensraum für eine Vielzahl von Mikroben. Schon wenige Stunden nach der Geburt beginnt sich die bakterielle Gemeinschaft in unserem Darm zu formieren. Bei vielen Säuglingen gehört das Bakterium Klebsiella zu den ersten Neuankömmlingen. Im Allgemeinen sind die Arten, die uns besiedeln, von der Evolution so geprägt, dass sie gesundheitsfördernd wirken. Gerät die Mikrobengemeinschaft jedoch unter Stress - etwa durch Antibiotikagabe - beginnen die Mikroben um ihr Leben zu kämpfen. Um die Krise zu überstehen, greifen einige Bakterien zu chemischen Waffen, um sich gegen andere „Mitbewohner" zu behaupten. Welche verheerenden Auswirkungen ein solcher unter Stress gebildeter Wirkstoff auf das Darmökosystem haben kann, zeigen Zechner und ihr Team mit Hilfe von Mausmodellen (publiziert in Nature Microbiology 2022). Unter Antibiotikastress produzieren Klebsiella-Bakterien ein Toxin, das DNA schädigt, viele nützliche Arten abtötet und Mutationen in den überlebenden Bakterien verursacht. Die Studie weist nach, wie diese Mutationen neue Formen der Antibiotikaresistenz ermöglichen und wie das Abtöten von Bakterien die Zusammensetzung der Darmgemeinschaft beeinflusst. Die Daten zeigen eindrücklich, dass mikrobielle Interaktionen schon im frühesten Lebensalter das Darmökosystem massiv beeinflussen können und damit möglicherweise unmittelbare Auswirkung auf die Gesundheit neugeborener Kinder haben.
Den FÖRDERUNGSPREIS des Landes Steiermark, dotiert mit 12.000,00 Euro, erhält
Dr. Thomas PÖLZLER, MA
vom Institut für Philosophie der Universität Graz
für die Arbeit:
„Folk Moral Objectivism"
Philosoph_innen debattieren seit Anbeginn ihrer Disziplin, inwieweit moralische Urteile objektiv sind, d.h. unabhängig von unseren persönlichen und kulturellen Wertvorstellungen als wahr oder falsch betrachtet werden können. Aber wie denken Leute ohne spezielle philosophische Expertise über diese Frage? In jüngerer Vergangenheit haben zahlreiche wissenschaftliche Studien darüber Aufschluss zu geben versucht, ob philosophische Lai_innen eher zum moralischen Objektivismus oder Nicht-Objektivismus tendieren. In meinen Arbeiten untersuche ich diese Studien aus einer philosophischen Perspektive.
Meine erste Haupt-Einsicht ist, dass die Studien eine in der Philosophie weithin geteilte Annahme in Frage stellen. Philosophische Lai_innen sind größtenteils nicht dem Objektivismus zugeneigt. Sie glauben vielmehr, dass moralische Aussagen oft nur Gefühle ausdrücken oder nur für bestimmte Individuen oder Kulturen gelten. Darüber hinaus gehe ich der Frage nach, inwieweit uns solche wissenschaftlichen Resultate dabei helfen können, philosophische Theorien zu bewerten. Ich versuche zu zeigen, dass die Wahrheit über die Objektivität der Moral jenseits der traditionellen philosophischen Objektivismus/Nicht-Objektivismus-Unterscheidung liegen könnte.
Diese Resultate sind nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht interessant, sie haben auch mögliche praktische Implikationen. Das illustriere ich unter anderem anhand zweier Beispiele: der Programmierung von autonomen Fahrzeugen und der Beförderung von Toleranz gegenüber Andersdenken.
und weiters erhält den FÖRDERUNGSPREIS des Landes Steiermark, dotiert mit 6.000,00 Euro,
Priv.-Doz. Dr. Ingeborg ZECHNER, MA, BA, BSc
vom Institut für Musikwissenschaft der Universität Graz
für die Arbeit:
„Franz Waxman - Zwischen Filmmusik und Konzertsaal"
Franz Waxman (1906-1967) zählte zwar zu den bekanntesten Vertretern der „klassischen" Hollywood-Filmmusik, ist aber, im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen Miklós Rózsa, Erich Wolfgang Korngold oder Max Steiner, bislang nur lückenhaft erforscht. Die Monographie Franz Waxman - Zwischen Filmmusik und Konzertsaal entwickelt am Beispiel Waxmans eine neue Perspektive auf Hollywoods Filmmusik der 1930er- bis 1960er-Jahre, die über rein biographische oder musikanalytische Einzelbetrachtungen hinausgeht. So wirkte Waxman in einem internationalen Umfeld nicht nur als Filmkomponist, sondern auch als Festivalveranstalter, Dirigent und Komponist von Konzertmusik. Inhaltlich zielt das Buch darauf ab, die bislang nur marginal erforschten medialen und ästhetischen Transfers „zwischen Filmmusik und Konzertsaal" als integralen Bestandteil der Hollywood-Filmmusik der 1930er bis 1960er Jahre zu verdeutlichen. Diese Transfers passierten vor einem die Gegensätze zwischen „E- und U-Musik" hervorhebenden Pressediskurs im Spannungsfeld zwischen Modernismus, kanonisierter Konzertkultur und zeitgenössischer Populärkultur. Durch die Einbeziehung und Verbindung unterschiedlicher methodischer Perspektiven (historisch-quellenkritisch, rezeptionsästhetisch, diskursanalytisch, (film)musikanalytisch, medienästhetisch, soziologisch) verfügen die aus dem vom Österreichischen Wissenschaftsfonds geförderten Projekt entstandenen Forschungsergebnisse über eine breite Anschlussfähigkeit für eine Vielzahl von wissenschaftlichen Disziplinen.